Ssstart
Puneet Singh Singhal

Seit dem Aufkommen von COVID-19 ist soziale Distanzierung zur Norm geworden, wodurch der Abstand zwischen den Menschen auch im übertragenen Sinn zunimmt. Die anregenden und anspruchsvollen Workshops, Aktivitäten und Veranstaltungen des Ssstart-Zentrums geben wieder Hoffnung, dass ein ein herzliches Miteinander von Menschen möglich ist.

Wir stellen interaktive Räume bereit, in denen Personen aller Altersgruppen, Geschlechter und Backgrounds freie, verletzliche und geduldige Menschen sein dürfen. Unser Hauptziel ist es, authentische Kommunikator:innen auszubilden, die ihre Botschaft vertieft vermitteln und effizient ein Gleichgewicht zwischen Sprechen und Zuhören herstellen.

Wir sind der Ansicht, dass jede Einschränkung auch als Vorteil betrachtet werden kann, und nennen dies den "ungleichen Vorteil". Bei Ssstart versuchen wir, Menschen mit verschiedenen Sprechstörungen – wie Stottern, Lispeln, Sigmatismus (wiederholter Gebrauch des "s"-Lauts in jedem Wort) und Aphasie (Auslassen von Wörtern) – zu ermutigen, indem wir uns auf eine direkte und wahrheitsgemäße Kommunikation konzentrieren und gleichzeitig das Sprechen mit Behinderungen begrüßen. Neben dem Empowerment von Menschen mit Sprachbehinderungen befürworten wir eine Gesellschaft, die offen kommuniziert, kritisch denkt und Geduld und Menschen wertschätzt, damit wenn wir als Menschen mit Sprachbehinderungen versuchen, unsere Botschaften zu vermitteln, Menschen ohne Sprachbehinderungen zuhören, bis wir fertig sind, auch wenn es eine Weile dauert. Das bedeutet auch, dass die Zuhörenden unsere Sätze nicht beenden, wenn wir stecken bleiben.

Wir werden unseren Humor durch Aktivitäten wie Stand-up-Comedy, Rap und Straßentheaterstücke unter Beweis stellen. Wir werden zeigen, dass wir es verdienen, gehört zu werden und Teil der Gesellschaft zu sein. Wir werden auch erfolgreiche Persönlichkeiten mit Sprachbehinderungen einladen, um das Selbstvertrauen unserer Mitglieder zu stärken und ihnen zu zeigen, dass auch sie ihre Träume durch ständiges Üben und Entschlossenheit verwirklichen können. Wir bieten Workshops an, die sich auf Körpersprache, öffentliches Sprechen und Zeichensprache konzentrieren. Wir erhalten auch Hilfe von erfahrenen Psycholog:innen für Personen, die unter Traumata leiden und klinische Unterstützung benötigen.

Ziel
Einen besseren Alltag für all diejenigen schaffen, für die es eine Herausforderung ist, sich klar auszudrücken. Sie dazu ermutigen, sich in ihrem einzigartigen Stil auszudrücken, ohne befürchten zu müssen, ausgelacht oder eingeschüchtert zu werden.
Alter der Zielgruppe
12 - 21 Jahre
Wer sind wir?
Als kleines Kind in Neu-Delhi mochte ich das Leben. Ich weiß noch, als ich eingeschult wurde, hat es so viel Spaß gemacht, das englische und das Hindi-Alphabet, sowie Mathematik und Zeichnen zu lernen. Ich war es gewohnt, bei der Schulversammlung Gebete aufzusagen und die Nationalhymne zu singen. Im Unterricht war ich es, der die Mathematiktabelle laut vorlas und meine Mitschüler*innen sprachen mir nach. Doch das änderte sich, als ich zum ersten Mal Zeuge von Gewalt zwischen Erwachsenen wurde. Ich fühlte mich verletzt und doch so taub, dass ich stundenlang an derselben Stelle stand, ohne einen einzigen Gedanken zu haben. Ich war wie versteinert. Früher hatte ich Angst, im Dunkeln zu sitzen. Nun aber fand ich Zuflucht in der Dunkelheit. Ich hörte auf zu sprechen. Wenn mir eine Frage gestellt wurde, kamen keine Worte mehr aus mir heraus. Die Schulbühne, die mein Lieblingsort gewesen war, verwandelte sich in ein Schlachtfeld. Eines Tages fing die ganze Klasse an, "gu-gu-gu-hallo" zu stottern, und mir wurde klar, dass sie sich über mich lustig machten. Meine Klassenkameraden und ihre Eltern beschwerten sich sogar beim Schulleiter, dass ich einen schlechten Einfluss haben könnte und sie alle zum Stottern bringen würde. Meine Mutter konnte nicht glauben, dass ihr Sohn, dessen Zunge so schnell wie ein Zug und so scharf wie ein Rasiermesser war, Probleme mit dem Sprechen hatte! Da ich ständig verspottet wurde, hatte ich mein Selbstvertrauen völlig verloren. Ich habe verschiedene Strategien angewandt, um mein Stottern zu lindern: Alternativen zu den Wörtern finden, bei denen ich normalerweise stecken blieb, meine Äußerungen auf ein Minimum reduzieren oder zu spät kommen, um mich nicht vorstellen zu müssen. Wenn Leute versuchten, mir zu helfen, indem sie mich baten, langsam zu sprechen oder meine Sätze für mich beendeten, hemmte mich das zusätzlich. Und dann gab es noch diese seltsamen und ziemlich gefährlichen Ratschläge, wie zum Beispiel Asche von verbrannten Körpern abzulecken oder Alaun auf der Zunge zu zerreiben, bis die oberste Schicht verschwunden ist. Im Nachhinein betrachtet war meine Kindheit nicht einfach. Aber bereue ich es, dass ich gestottert habe? Nein. Es hat aus mir einen sensibleren Menschen gemacht. Ich fühle mich mit allen Menschen verbunden, die ihre Gedanken nicht ausdrücken können und sich danach sehnen, verstanden zu werden. Im Sommer 2018 nahm ich Kontakt zu Vinayak auf, einem Mann, der fast sieben Minuten brauchte, um sich vorzustellen. Er war von der Indian Stammering Association (TISA) und lud mich zur Teilnahme an der Jahreskonferenz in Delhi ein. Als ich den Vortragenden zuhörte, war ich erstaunt, wie selbstbewusst sie waren und wie wohl sie sich fühlten, wenn sie vor dem Publikum sprachen. So fand ich zu meinem "Stamm", und nun machten wir uns selber über unsere Unfähigkeit, oder sollte ich sagen, unseren besonderen Kommunikationsstil lustig! Zum ersten Mal musste ich nicht flüchten. Am nächsten Tag hatten wir die Aufgabe, mit Fahrgästen der U-Bahn in Delhi zu sprechen. Wir erklärten, was unsere Herausforderung ist und wie wir uns verhöhnt fühlen. Die Menschen hörten uns zu und versprachen, dass sie jeder Person, die mit einem Kommunikationsproblem konfrontiert ist, wohlwollend gegenüberstehen würden. All das hat mir geholfen, mit mir selbst im Einklang zu sein und zu akzeptieren, dass ich stottere. Jetzt habe ich Kontrolle über mein Leben, weil ich gemerkt habe, dass ich nicht allein bin. Und BÄnG Ich stand wieder auf der Bühne und nutzte jede Gelegenheit, um kläglich zu versagen, mehr als je zuvor. Aber eines habe ich gelernt: Ich kann jetzt meinen Namen fließend sagen, einen Namen, der mit "PU" beginnt – ein Laut, mit dem ich lange gekämpft habe.
Weitere Informationen
Ich war in Kerala, Südindien, für einen Kurs von Kanthari über soziales Leadership. Kanthari bietet ein 12-monatiges, auf Stipendien basierendes Leadership-Programm für Visionär:innen an, die Widrigkeiten überwunden haben und einen ethischen sozialen Wandel auf der ganzen Welt herbeiführen möchten. Dieses Programm wird mir alle notwendigen Werkzeuge vermitteln, um meine eigene NGO oder mein eigenes Sozialunternehmen zu gründen und zu leiten. Weitere Informationen über Kanthari finden Sie über diesen Link: https://www.kanthari.org/">https://www.kanthari.org/">https://www.kanthari.org/">https://www.kanthari.org/ Hier ist mein Blog, der auf der Kanthari-Website über mein Leben und das Projekt veröffentlicht wurde: https://www.kanthari.org/ssstart/">https://www.kanthari.org/ssstart/">https://www.kanthari.org/ssstart/">https://www.kanthari.org/ssstart/ Der Link führt zum persönlichen Profil der teilnehmenden Person. Sie können mein Profil unter meinem Namen "Puneet Singhal, New Delhi" finden. Wir gehen gegen die mangelnde Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderungen in den Bereichen Kunst, Musik, Tanz, Film, Theater und Medien vor. Man kann uns nicht sehen, und wenn wir gezeigt werden, werden wir oft in einer negativen, stereotypen Weise dargestellt. Wir werden als Objekte des Mitleids oder als Superheld:innen dargestellt. Diese beiden Szenarien entsprechen nicht dem, was die Mehrheit der Menschen mit Behinderungen erleben. Aufgrund des fehlenden Bewusstseins werden Behinderungen stigmatisiert, und es gibt falsche Vorstellungen davon, wie wir unser Leben leben sollen. 
Es besteht Bedarf an einer ausgewogenen Vertretung von Menschen mit Behinderungen als Individuen und von Behinderungen als Teil des täglichen Lebens. Die Medien können eine konstruktivere Rolle dabei spielen, die Gesellschaft für alle inklusiv zu gestalten und Menschen mit Behinderungen erfolgreich in alle Aspekte des gesellschaftlichen Lebens einzubeziehen. Mithilfe von Humor werden wir die schwierigsten Fragen rund um das Thema Behinderung ansprechen und Gespräche anstoßen, die wir als Gesellschaft normalerweise vermeiden. Unser Ziel ist es, eine empathischere und geduldigere Gesellschaft zu schaffen. Dies ist nur möglich, indem wir die Menschen für die alltäglichen Herausforderungen sensibilisieren, mit denen Menschen mit Behinderungen konfrontiert sind. Wir wollen betonenm, dass eine Behinderung nicht bedeutet, weniger brauchbar zu sein. Wir werden versuchen, die Wahrnehmung von Menschen mit und ohne Behinderungen in Bezug auf Behinderungen zu verändern. Das wird unser erstes Pilotprojekt sein. Wir werden die Ergebnisse auswerten, um ein Folgeprojekt zur Sensibilisierung zu entwickeln und um unsere Interessensvertretung weiter zu verbessern.

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